Seelische Belastungen mittels Traumatherapie angehen
Als Traumatherapie bezeichnet man die traumazentrierte Psychotherapie bzw. die psychologische Betreuung von Patienten, die einem einschneidenden, traumatischen Lebensereignis ausgesetzt wurden oder werden. Wie und welches Ereignis einen Menschen belastet, ist dabei individuell. Die Ursachen eines Traumas können sowohl auf akute als auch auf die Kindheit zurückgehende Erinnerungen oder Belastungen zurückgehen. Dies können beispielsweise durch einen Unfall, einen Verlust, eine Krankheitsdiagnose oder durch Gewalt und andere Umstände ausgelöste Ängste sein.
Erstmaßnahmen, Traumabearbeitung und Stabilisierung als wichtige Aufgaben
Bei dieser Behandlung wird versucht, mit verschiedenen Verfahren die Folgen eines Traumas abzumildern und den Betroffenen im Rahmen einer vertrauensvollen Therapeut-Patient-Beziehung psychisch zu stabilisieren. Ziel ist es, die Erinnerungen an das Trauma langfristig im Gedächtnis zu verankern und kognitiv zu bewerten, damit es nicht länger zu Flashbacks und anderen Symptomen der Traumafolgestörung kommt. Die Traumatherapie umfasst in der Regel Erstmaßnahmen, die traumaspezifische Stabilisierung, eine Traumabearbeitung sowie die psychosoziale Reintegration
Gezielte Behandlung von Menschen mit schweren traumatischen Erfahrungen
Die Traumatherapie ist nach einer großen Bandbreite an traumatischen Erlebnissen empfehlenswert. Sie richtet sich gezielt an Menschen, die Probleme mit akuten oder vergangenen belastenden Erinnerungen oder traumatischen Ereignissen haben. Die bekannteste Manifestation, bei der diese Form der psychologischen Behandlung Anwendung findet, ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Darüber hinaus können mit dieser Therapie auch Betroffene mit komplexen Traumafolgestörungen behandelt werden. Dazu zählen beispielsweise Angststörungen, depressive Störungen, dissoziative Störungen, Essstörungen und Somatisierungsstörungen.
Chance: Trauma kann bewältigt werden, um stabilisiert in einen normalen Alltag zurückzufinden
Diese Form der psychologischen Therapie ist wissenschaftlich evaluiert und bei Traumafolgestörungen sehr wirksam. Die Chancen der Behandlung eines Traumas hängen von der Intensität des jeweiligen Traumas, der Traumatisierung sowie der emotionalen Stabilität des Betroffenen ab. Ebenso spielen das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut sowie die angewandten Therapiemethoden eine wichtige Rolle. In der Regel kommt es während der Traumatherapie zu einer immer besseren Bewältigung des Traumas, sodass der Betroffene nach einer gewissen Zeit wieder in sein normales Leben zurückfinden kann.
Psychische Grundbedürfnisse
Immer dann, wenn unsere Bewältigungsmechanismen nicht mehr ausreichen,
um ein Ereignis zu bewältigen, werden unsere Grundbedürfnisse verletzt.
Unsere Glaubenssätze, nach denen wir uns die Welt erklären, werden erschüttert. Unser Selbst- und Weltbild wird verzerrt. Prof. Grawe postuliert aufgrund seiner Untersuchungen, dass wir Menschen bestimmte Grundbedürfnisse haben.
1) Das Bedürfnis nach Kontrolle/ Selbstbestimmung
Hiermit meint er die Grundüberzeugung, ob im Leben Kontrollmöglichkeiten bestehen. Ist es lohnenswert und vorhersehbar, ob sich eine Anstrengung lohnt? Ein möglichst großer Handlungsspielraum deckt das Kontrollbedürfnis ab.
2) Das Bedürfnis nach Bindung
Hiermit meint er das Bedürfnis nach Nähe und Zugehörigkeit. Wir brauchen eine Bezugsperson.
3) Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung
Uns Menschen ist es wichtig, sich als gut, kompetent und wertvoll zu empfinden. Hierzu ist eine wertschätzende Umgebung, welche uns unterstützt und uns etwas zutraut, notwendig.
4) Das Bedürfnis nach Lustgewinn und Schmerzvermeidung
Hiermit ist das Bestreben gemeint, lustvolle Erfahrungen herbeizuführen und schmerzhafte zu vermeiden.
Grawe geht davon aus, dass diese Grundbedürfnisse evolutionär in uns Menschen angelegt sind. In der Interaktion mit anderen Menschen und der Umwelt bilden sich demzufolge, motivationale Schemata mit dem Ziel der Befriedigung (Annäherung) dieser Bedürfnisse. Die daraus resultierenden Interaktionsmuster pendeln zwischen Annäherung und Vermeidung. Es bilden sich im Laufe des Lebens Schemata, um diese Grundbedürfnisse zu befriedigen und sich vor Verletzungen zu schützen. Es bilden sich Annäherungsschemata sowie Vermeidungsschemata. Unser menschlicher Organismus strebt nach Konsistenz und Stimmigkeit. Je höher die Konsistenz, desto gesünder ist der Mensch.
Werden annähernde und vermeidende Tendenzen gleichzeitig aktiviert und es kommt hierbei zu einer Hemmung, spricht Grawe von einem motivationalen Konflikt. Erlebt der Mensch ein traumatisches Ereignis werden meisten mehrere dieser Grundbedürfnisse verletzt.(Grawe, K. Psychologische Therapie. 2000)/ Quelle: Wikipedia)
In der Arbeit mit traumatisierten Menschen ist es um so wichtiger, die verletzten Grundbedürfnisse zu kennen. Der Rahmen einer Stabilisierung/ Konfrontation sollte ein Missmatch (das genaue Gegenteil) der traumatischen Situation bieten. Die Beziehungsgestaltung sollte sich traumaspezifisch gestalten.
1) Äußere Sicherheit vor innerer Sicherheit (Schutz und Ruhe)
2) Interpersonelle Sicherheit (stabile Berater/ Therapeut - Patient - Beziehung)
3) Intrapersonelle Sicherheit (der Berater/ Therapeut sollte sich an die Kontrollfähigkeit und Autonomie der Patienten anpassen.
Häufig fragen mich meine Klienten, ob sie traumatisiert sind und woran sie erkennen, dass sie traumatisiert sind.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen häufige Anzeichen und Symptome, die im Zusammenhang mit Traumatisierungen stehen können, aufzeigen.
Zunächst unterscheiden wir zwischen Schocktrauma und Entwicklungstrauma bei Betroffenen. Meistens denken wir bei dem Wort "Trauma" an das sogenannte Schocktrauma. Hier beschreiben Symptome wie Flashbacks oder Intrusionen ein Schocktrauma und die daraus entstandene posttraumatische Belastungsstörung.
Meist zeigt sich aber eine Vermischung von Entwicklungstrauma und Schocktrauma. Die Symptome sind oft subtiler, so dass es nicht so einfach ist, traumatisierte Menschen zu erkennen.
Zu den Symptomen zählt u.a. das sogenannte Hyperarousal (Übererregung), bei der sich das ganze Nervensystem ständig auf einem sehr hohen Aktionslevel befindet.
Weitere Anzeichen sind:
Wenn nicht ein einzelnes gravierendes Ereignis vorliegt, was als Auslöser für eine Traumatisierung gilt, spricht man von Entwicklungstrauma. Dies liegt vor, wenn ein Mensch in der Kindheit z.B. nicht ausreichend Bindung von seinen nächsten Bezugspersonen erhalten hat. (siehe vor: Psychische Grundbedürfnisse)
Betroffene haben häufig Schwierigkeiten, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu erfühlen.